Zum Inhalt springen
13.05.2023

Zukunft der Franziskanerbasilika weiter in Vorbereitung: Gläubige äußern Sorge

Gebetswache vor der Franziskanerbasilika Ingolstadt, Foto: Norbert Staudt/pde

Die Franziskanerbasilika in Ingolstadt

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – Mit Kerzen und Gitarrenklängen haben am Freitagabend zahlreiche Gläubige, darunter eine große Gruppe Katholiken der kroatischen katholischen Gemeinde, vor der Ingolstädter Franziskanerkirche für ihre Kirche gebetet und in teils emotionalen Redebeiträgen ihren Unmut gegenüber der Diözese Eichstätt geäußert.  Bei einer Mahnwache forderten sie das Bistum auf, den Erhalt der Basilika zu ermöglichen. Hintergrund waren Medienberichte, eine Profanierung der Kirche sei vom Bistum bereits beschlossene Sache und stünde unmittelbar bevor. Diese Darstellung weist das Bistum Eichstätt zurück.

Klara Kun, Mitglied der Kirchenverwaltung der  Franziskanerkirchenstiftung, berichtete von einem Gespräch mit Generalvikar Alberter und anderen Verantwortlichen. Die Diözese führe demnach mit mehreren Interessenten Gespräche über einen möglichen Verkauf des Klosters. Die Franziskanerkirche sei aber von diesen Gesprächen ausgenommen. Vor eineinhalb Wochen ergab sich ein spontanes informelles Zusammenkommen mit dem Generalvikar, bei dem unverbindliche Ideen an die Diözese herangetragen worden sind. Im Anschluss wurden diese Ideen übereifrig als beschlossene Entscheidung der Diözese von dritter Seite an die Stiftung herangetragen. Nach heutigem Stand sei von einer Entweihung der Kirche keine Rede.

Die Franziskanerbasilika in Ingolstadt ist seit dem letzten Osterfest geschlossen. Die Kapuziner hatten diese betreut und im benachbarten Kloster gewohnt. Aus personellen Gründen hat der Orden im vergangenen Jahr bereits beschlossen, den Standort Ingolstadt zu verlassen. Trotz intensiver Bemühungen von Seiten des Bistums Eichstätt konnte die Ordensleitung nicht für den Verbleib in Ingolstadt überzeugt werden, berichtet Generalvikar Michael Alberter. „Seitdem denken wir über die weitere Nutzung der Franziskanerkirche und des dazu gehörenden Kloster nach. Dafür sind wir zusammen mit der Kirchenstiftung in Gesprächen mit dem Freistaat Bayern, der Stadt Ingolstadt und auch anderen Einrichtungen. Aktuell können wir aber nur von Sondierungsgesprächen reden, daher ist es sachlich nicht korrekt, wenn von einem Beschluss zur Profanierung der Franziskanerkirche gesprochen wird. Es ist eine Option im Rahmen dieser ersten Gespräche und auch im Zusammenhang mit der Frage nach der pastoralen Notwendigkeit in der Innenstadt, aber auch andere Optionen zum Erhalt des sakralen Raums sind denkbar.“ Das Angebot der Beichte, für das die Franziskanerkirche bekannt ist, wurde bereits in die nahe gelegene Kirche St. Moritz verlagert. Weitere Gespräche, wie es mit dem pastoralen Angebot in Zukunft weitergehen kann, konnten krankheitsbedingt noch nicht abgeschlossen werden. „Diese Überlegungen sind für uns sicher nicht einfach. Jede Kirche in unserem Bistum hat nicht nur eine sakrale, sondern für die Menschen vor Ort eine emotionale Bedeutung. Nichtsdestotrotz müssen wir uns der Realität stellen, dass die Zahl der Katholikinnen und Katholiken geringer wird und wir uns überlegen müssen, wie wir die Seelsorge aufstellen können, um Ressourcen und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu vereinen.“

Für die Gläubigen hat die Franziskanerbasilika eine besondere Bedeutung: Der Ingolstädter Pfarrer Clemens Hergenröder erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die Franziskanerkirche bislang auch Gottesdienstort für fremdsprachliche Katholiken war. Ausdrücklich begrüßte er eine große Gruppe Gläubiger aus der kroatischen katholischen Gemeinde Ingolstadt, aber auch italienische Gottesdienste und Gottesdienste für andere Sprachgruppen wurden hier gefeiert. Auch Hergenröder betonte, dass die Nachrichten von einer möglichen Profanierung für den Generalvikar nur eine von vielen Optionen sei, Unter dem Applaus der Anwesenden fügte er allerdings hinzu, dass er hoffe, dass dies eben keine Option sei. Hergenröder schlug vor, einen Förderverein für die Franziskanerkirche und das Franziskanerkloster zu gründen. Er sei der Überzeugung, dass dann nicht nur Gläubige interessiert seien, sondern  auch historisch an der Stadt Ingolstadt Interessierte. Man müsse erfinderisch sein, in der Suche nach ideeller und finanzieller Unterstützung.

Franziskanerkloster und –kirche haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Franziskaner siedelten sich auf Wunsch Herzog Ludwigs des Strengen in Ingolstadt an. 1275 schenkte er den „Minderbrüdern“ einen Bauplatz für Kirche und Kloster nahe dem nördlichen Stadtwall. Die heutige Kirche ist auf das 14. Jahrhundert zurückzuführen und hat immer wieder Umbauten erlebt. Wie viele andere Klöster in Bayern wurde das Franziskanerkloster 1803 im Rahmen der Säkularisation aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg durften die Franziskaner in ihr ursprüngliches Kloster zurück, wo sie bis 2006 blieben. Ein Jahr später kaufte das Bistum Eichstätt Kloster und Kirche, beides übernahmen die Kapuziner, um es zu betreuen. Die Franziskanerkirche ging 2015 in die Kirchenstiftung über. 

Während das Kloster im Eigentum des Bistums Eichstätt ist, gehört die Franziskanerkirche der Kirchenstiftung. Grundsätzlich liegt daher die Entscheidungsgewalt über die weitere Nutzung der Kirche in der Hand der Franziskanerkirchenstiftung. Das Bistum ist mit seiner Fachabteilung Immobilienmanagement beratend tätig und unterstützt mit der Fachexpertise bei Gesprächen, Verhandlungen und der Umsetzung. „Wenn die Stiftung zum Beispiel etwas verkaufen will, muss die Stiftungsaufsicht - in dem Fall das Bistum - eine Genehmigung erteilen“, erklärt Alberter. „Im Regelfall geschieht dies auch. Bei der Franziskanerkirchenstiftung haben wir momentan den Sonderfall, dass der Posten des Kirchenrektors durch den Weggang der Kapuziner und wegen einem Krankheitsausfall noch nicht nachbesetzt ist. Dies wird aber noch geschehen, sodass die Stiftung wieder handlungsfähig ist. Mit den bestehenden Mitgliedern sind wir aber im steten Austausch über die aktuellen Entwicklungen.“

Die Franziskanerbasilika ist auch Mutterkirche des Marianischen Messbundes Ingolstadt. Diese 1729 gegründete weltweite Gebetsgemeinschaft mit rund eineinhalb Millionen Mitgliedern war ursprünglich bei den Franziskanern angesiedelt. Aufgrund dieser Bedeutung für den Marianischen Messbund Ingolstadt erhob Papst Paul VI. die Kirche auf Bitten des damaligen Eichstätter Bischofs Dr. Joseph Schröffer im Jahr 1964 zur „Basilica minor“. Die Kirche beherbergt außerdem das volkstümliche Gnadenbild der „Schuttermutter“, eine Marienstatue aus dem 14. Jahrhundert. Am 8. Dezember 1945 erklärte der damalige Eichstätter Bischof, Dr. Michael Rackl, die Schuttermutter zur Patronin des Marianischen Messbundes.

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Zur Schönen Unserer Lieben Frau

Liebfrauenmünster:
Samstag 9.00 Uhr
Sonntag 11.00 Uhr (Festmessen 10.00 Uhr), 19.00 Uhr

Gnadenthal-Kirche:
Sonntag 7.30 Uhr

Kirche St. Moritz: 
Montag bis Samstag 17.30 Uhr, Sonntag 9.30 Uhr

Franziskanerbasilika:
Mittwoch 11.30 Uhr (Ingolstädter Messbund)

Ausnahmen siehe Gottesdienstordnung

Vesper in der Franziskanerbasilika: Dienstag 18 Uhr
Rosenkranz in der Franziskanerbasilika: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10.00 Uhr, Mittwoch 18 Uhr vor der Mariensäule

Beichtgelegenheit

Liebfrauenmünster:
30 min. vor den Sonntagsgottesdiensten

Kirche St. Moritz: 
Montag bis Freitag 18.15 bis 19.00 Uhr

Franziskanerbasilika:
Donnerstag bis Samstag von 16.00 bis 17.00 Uhr

Anbetungszeiten in der Pfarrei Zur Schönen Unserer Lieben Frau:

St. Moritz:
Montag bis Freitag 14.00 bis 17.15 Uhr.